23.07.2024 | 06:00
Plug Power, Saturn Oil + Gas, RWE – welche Energie gehört ins Depot?
Die Debatte um die ideale Energiequelle für die Zukunft konzentriert sich auf Wasserstoff, Öl und Erneuerbare Energien. Öl, trotz seines umstrittenen Rufs, bleibt aufgrund seiner hohen Energiedichte und gut ausgebauten Infrastruktur eine bedeutende Energiequelle. Technologische Fortschritte mindern zudem die negativen Umweltauswirkungen. Erneuerbare Energien und Wasserstoff bieten jedoch ebenfalls erhebliche Vorteile, wie Nachhaltigkeit und geringe Emissionen. Doch hier fehlt es an Infrastruktur, um die Vorteile der Technologien voll auszunutzen. Wir sehen uns aus jedem Bereich einen Kandidaten an und beleuchten, wo sie heute stehen.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020 , Saturn Oil + Gas Inc. | CA80412L8832 , RWE AG INH O.N. | DE0007037129
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Plug Power - Kapitalerhöhung und finanzielle Herausforderungen
Trotz signifikanter Unterstützung aus Politik und Wirtschaft konnte sich die Wasserstofftechnologie bislang nicht durchsetzen. Hohe Produktionskosten, ineffiziente Infrastruktur und technologische Hürden behinderten eine breite Anwendung. Doch das Blatt könnte sich wenden: Fortschritte in der Forschung, sinkende Kosten durch Skaleneffekte und verstärkte Klimaschutzmaßnahmen durch Regierungen schaffen ein günstigeres Umfeld. Die Wasserstoffwirtschaft könnte somit bald den Durchbruch erleben, der viele Jahre lang erwartet wurde. Doch für das Wachstumsunternehmen Plug Power könnte dieser Durchbruch zu spät kommen.
Am 19. Juli 2024 hat Plug Power die Preisgestaltung für sein kürzlich angekündigtes öffentliches Aktienangebot bekannt gegeben. Das Unternehmen plant, 78.740.157 Aktien zu einem Preis von 2,54 USD pro Aktie auszugeben, was einem Bruttoerlös von rund 200 Mio. USD entspricht. In Anbetracht der jüngsten Betriebsleistung und des hohen Mittelverbrauchs ist dies nur ein kleiner Schritt. Das Timing, unmittelbar vor der Veröffentlichung des Q2-Berichts, wirft jedoch Fragen auf. Analysten sehen dies als ein negatives Signal, da das Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten hat, seine Finanzlage ohne zusätzliche Kapitalmaßnahmen zu stabilisieren. Dabei sollten die Zahlen durch die zuletzt positiven Meldungen eigentlich besser ausfallen.
Neben der Kapitalerhöhung plant Plug Power auch den Verkauf von bestimmten Vermögenswerten, um die Liquidität zu verbessern. Trotz dieser Maßnahmen wird die finanzielle Situation des Unternehmens als angespannt betrachtet. Die Aktien des Wasserstoff-Spezialisten haben unter der Ankündigung der Kapitalmaßnahme gelitten, was nach den Enttäuschungen aus der Vergangenheit auch kein Wunder ist. Mit einem geschätzten Nettomittelverbrauch von etwa 300 Mio. USD im 2. Quartal bleibt die finanzielle Stabilität von Plug Power fragil. Investoren sollten mit Vorsicht agieren und die kommenden Quartalszahlen genau beobachten, um die zukünftige Richtung des Unternehmens zu beurteilen. Die Aktie ist unter den Ausgabepreis der neuen Aktien gerutscht und ist derzeit für 2,52 USD zu haben.
Saturn Oil & Gas - ein strategischer Schritt nach vorne
Saturn Oil & Gas Inc. hat den strategischen Erwerb von ölgewichteten Assets in Saskatchewan in Höhe von 525 Mio. CAD erfolgreich abgeschlossen und seine Position im kanadischen Energiesektor weiter gestärkt. Diese Akquisition umfasst essenzielle Bohrstandorte im Südwesten und Südosten der Provinz, die Saturns Produktionskapazität um rund 13.000 Barrel Öläquivalent am Tag (boe/d) erhöhen und die Grundlage für langfristiges Wachstum bilden. Somit liegt die gesamte Produktionskapazität des Unternehmens nun bei etwa 38.000 bis 40.000 boe/d. Die neuen Bohrfelder grenzen direkt an bestehende Anlagen, was operative Synergien und Einsparungen ermöglicht.
Die Finanzierung dieser Akquisition erfolgte durch eine umfassende Kombination aus Fremd- und Eigenkapital. Eine Kreditzusage von Goldman Sachs in Höhe von 625 Mio. USD ersetzt bestehende, höher verzinste Darlehen und reduziert somit die Zinslast. Zusätzlich wurde eine Bought-Deal-Eigenkapitalfinanzierung über 100 Mio. CAD durchgeführt, unterstützt durch den Hauptaktionär, GMT Capital Corp. Ein neues Darlehen von 150 Mio. CAD, bereitgestellt von der National Bank of Canada, dient als Reserve und erhöht Saturns finanzielle Flexibilität. Damit ist eine fokussierte Schuldenreduktion möglich, was für ein robustes finanzielles Fundament sorgt. Zumal der Ölpreis in den vergangenen 6 Monaten meistens deutlich über den vom Unternehmen geplanten 70 USD lag.
Die Analysten begrüßen diese Schritte von Saturn Oil & Gas und sehen erhebliches Kurspotenzial. Eight Capital erhöhte sein Kursziel von 4,45 CAD auf 7,35 CAD, und First Berlin sowie Echelon Capital bewerteten die Aktie ebenfalls positiv mit Kurszielen von 6,50 CAD bzw. 7,50 CAD. Letzteres ist auch das Kursziel von Ventum Capital Markets. Die National Bank of Canada schloss sich dieser Einschätzung an und lobte Saturns Management für die erfolgreiche Implementierung der Wachstumsstrategie. Analysten prognostizieren eine deutliche Erhöhung des freien Cashflows und sehen das Unternehmen gut positioniert für eine mittelfristige Produktionssteigerung. Die Aktie kam zuletzt mit dem sinkenden Ölpreis zurück und notiert aktuell bei 2,62 CAD.
RWE - Wasserstoff-Großprojekte erhalten massive Fördermittel
Trotz erheblicher politischer Unterstützung haben sich erneuerbare Energien bislang nicht vollständig durchgesetzt. Vielschichtige Herausforderungen wie hohe Anfangsinvestitionen, unzureichende Speichertechnologien und bestehende Infrastrukturabhängigkeiten haben den Fortschritt gebremst. Doch die Zukunft könnte eine Wende bringen: Technologische Innovationen senken die Kosten, während der gesellschaftliche Druck und strenge Klimaziele die Energiewende beschleunigen. RWE hat schon länger mit seiner Transformation begonnen. Erst der Atomausstieg, dann der bevorstehende Kohleausstieg, der Konzern war gezwungen auf Erneuerbare Energien zu setzen.
RWE erhielt kürzlich Förderzusagen in Höhe von 619 Mio. EUR für Wasserstoff-Großprojekte in Deutschland. Dies umfasst den Bau einer 300-MW-Elektrolyseanlage in Lingen (Niedersachsen) und einen Wasserstoffspeicher in Gronau-Epe (Nordrhein-Westfalen). Zudem wurde ein Förderbescheid über 199 Mio. EUR für das HyTechHafen Rostock Projekt erteilt, an dem RWE beteiligt ist. Der Bund trägt für jedes Projekt 70 % der Fördersumme, während die restlichen 30 % von den beteiligten Bundesländern bereitgestellt werden. RWE plant mittelfristig mehrere hundert Mio. EUR in diese zukunftsweisenden Projekte zu investieren.
Wie beispielsweise das Nordseecluster, ein Offshore-Windprojekt mit einer Gesamtkapazität von 1,6 GW. Das Cluster wird in 2 Phasen umgesetzt: 2025 startet der Bau von Nordseecluster A mit 660 MW, gefolgt von Nordseecluster B mit 900 MW im Jahr 2027. Diese Windparks sollen jährlich rund 6,5 TWh Strom erzeugen, um insbesondere die Industrie zu dekarbonisieren. RWE setzt hierbei auf Synergieeffekte und maßgeschneiderte Energielösungen für industrielle Abnehmer, inklusive KI-Rechenzentren. Die Aktie von RWE hat positiv auf den Rückzug von Joe Biden reagiert und kostet momentan 33,16 EUR.
Plug Power bleibt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und Wasserstoffproduktion das Sorgenkind. Saturn Oil & Gas setzt mit strategischen Zukäufen und starker Fremdfinanzierung auf Wachstumspotenzial im Ölsektor. RWE profitiert von umfangreichen Förderungen und großen, innovativen Projekten im Bereich erneuerbare Energien. Investoren sollten ihre Wahl der Energiequelle im Depot sorgfältig abwägen, wobei Plug Power auf einen Durchbruch hofft, Saturn Oil & Gas auf stabile Erträge setzt und RWE die Energiewende aktiv vorantreibt.
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