25.02.2025 | 06:00
Volkswagen, First Phosphate, Mercedes-Benz – wie geht es weiter mit der deutschen Automobilindustrie nach dem BYD Vorstoß?
Die globale Mobilitätsbranche steht an einem Wendepunkt: Während der chinesische Automobilriese BYD diese Woche mit einem KI-gestützten Fahrassistenten für Aufsehen sorgte, kämpfen etablierte Player und Nischenakteure gleichermaßen um ihre Zukunftsfähigkeit. Ob im Rennen um saubere Antriebstechnologien, strategische Rohstoffpartnerschaften, der Integration Künstlicher Intelligenz oder höheren Margen - die Herausforderungen sind vielfältig. Vor allem in Deutschland herrscht Krisenstimmung. Daher sehen wir uns zwei große deutsche Automobilunternehmen an, sowie einen wichtigen Lieferanten für einen kritischen Rohstoff der Elektromobilität.
Lesezeit: ca. 5 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039 , FIRST PHOSPHATE CORP | CA33611D1033 , MERCEDES-BENZ GROUP AG | DE0007100000
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Volkswagen – auf dem Weg zur Elektromobilität
Volkswagen reagiert auf den BYD-Schock mit ungewöhnlichen Kooperationen: Gemeinsam mit Qualcomm entwickelt das Unternehmen eine eigene autonome Fahrplattform, die ab 2026 in allen Modellreihen eingebaut werden soll. Bis 2027 soll ein neues Einstiegsmodell unter 25.000 Euro die ID.-Familie ergänzen. Ursprünglich sollte das „Trinity“-Projekt ab 2026 autonomes Fahren Level 4 ermöglichen können, aber hier gab es zuletzt immer wieder Verschiebungen. Zentraler Innovationshebel ist derzeit IQ.DRIVE – eine modular einsetzbare Assistenzsystem-Suite, die von adaptiver Tempomatik bis zum teilautonomen Fahren reicht. Allerdings ist dieses System noch nicht für alle Fahrzeuge eingeplant.
Die ambitionierten Pläne sorgen für hohe Transformationskosten, was sich in der Bilanz niederschlägt. Die operative Marge der Kernmarke VW liegt aktuell bei nur 2 % – das Ziel von 6,5 % erfordert drastische Effizienzsteigerungen. Kritisch bleibt die Abhängigkeit vom Heimatmarkt: Starke Gewerkschaften, garantierte Arbeitsplätze bis 2030 und politische Einflussnahme, wie beispielsweise Niedersachsens 20 %-Stimmrechte, bremsen notwendige Anpassungen. Zudem belasten Software-Probleme der Tochter CARIAD, in die rund 12 Mrd. EUR investiert wurden und ein Nachlassen der Qualitätsführerschaft im E-Sektor, die Wettbewerbsfähigkeit.
Zwar liegt das Kursziel der Analysten im Schnitt bei rund 111 EUR, doch der Gewinn je Aktie brach zuletzt von 7,76 auf 2,42 EUR ein. Langfristig könnte die Kombination aus günstiger Bewertung nach dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das unter Branchendurchschnitt liegt, Skaleneffekten bei Elektromodellen und Software-Partnerschaften (Rivian, Horizon Robotics) attraktiv sein. Kurzfristige Risiken bleiben jedoch hoch – insbesondere durch Chinas Preiskampf und sinkende BEV-Absätze in den USA. Die Aktie konnte sich bereits von den Tiefstständen bei 80 EUR entfernen und kämpft derzeit mit der 100 EUR Marke. Aktuell kostet ein Anteilsschein 98,90 EUR.
First Phosphate - Québec-Projekt punktet mit Wirtschaftlichkeit
Das kanadische Mineralerschließungsunternehmen First Phosphate hat Anfang Dezember seine vorläufige Wirtschaftlichkeitsstudie (PEA) für das Bégin-Lamarche-Phosphatprojekt in Québec veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen wieviel Potenzial das Projekt hat. Die Studie geht von einer Betriebsdauer von 23 Jahren aus. Dabei könnte die Mine jährlich 900.000 t Phosphatkonzentrat mit einem 40 % P2O5-Gehalt und 380.000 t Magnetit mit einem Gehalt von 92 % Eisenoxid liefern. Die Kennzahlen beeindrucken – ein kapitalwertbasierter Nettobarwert (NPV) von 2,1 Mrd. CAD vor Steuern und eine interne Rendite (IRR) von 37,1 % sprechen für sich. Die geschätzten Kapitalkosten von 675 Mio. CAD erscheinen angesichts der prognostizierten Amortisationsdauer von unter 3 Jahren überschaubar. Infrastrukturelle Pluspunkte wie eine asphaltierte Zufahrtsstraße und ein naher Tiefseehafen erhöhen die Attraktivität. Der Fachbericht zur PEA wurde am 17. Januar eingereicht.
Das Bégin-Lamarche-Vorkommen, Teil des weltgrößten Anorthosit-Komplexes, bietet mit 214 Mio. t Ressourcen langfristiges Potenzial. Partner wie die Queen’s University validierten die geologische Beschaffenheit, die eine umweltfreundlichere Verarbeitung ermöglicht. Das Unternehmen zielt auf die Lieferung von reinem Phosphat für Kathodenmaterial ab – ein kritischer Rohstoff für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher. Mit Plänen zur vertikalen Integration bis zur Batterieproduktion könnte First Phosphate zu einem wichtigen Produzenten von einem kritischen Rohstoff werden. Wie stark der Lithium-Eisen-Phosphat-(LFP)-Batteriesektor wachsen soll, lässt sich im Fortune Business Insights nachlesen. Dort geht man davon aus, dass der Markt bis 2028 auf 50 Mrd. USD anwachsen wird.
Kürzlich schloss First Phosphate eine überzeichnete Privatplatzierung von 2,7 Mio. CAD ab. Daran haben sich Insider wie Direktor Larry Zeifman mit 285.714 Flow-Through Aktien beteiligt. Insgesamt hält das Management rund 30 % der Anteile – ein positives Signal für Investoren. Zudem gewährte das Unternehmen der Pekuakamiulnuatsh First Nation 574.389 Aktien im Rahmen eines Kooperationsabkommens. Die Kombination aus Ressourcenqualität, Markttiming und Finanzierungsstärke macht das Unternehmen zu einem interessanten Player im grünen Rohstoffsektor. Die Aktie konnte seit Jahresanfang rund 70 % zulegen und konsolidiert seitdem. Aktuell notiert die Aktie bei 0,32 CAD.

Mercedes-Benz - Effizienzoffensive und Produkt-Relaunch
Mercedes-Benz kontert BYDs Vorstoß mit seinen Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Zukünftig soll „Predictive Road Reading“ abonnierbar sein, das den Weg vorausschauend mittels Künstlicher Intelligenz analysiert. Zuletzt standen aber die Zahlen für 2024 im Vordergrund. Der Konzern verzeichnete 2024 einen EBIT-Rückgang auf 13,6 Mrd. EUR, ein Minus von 6,1 Mrd. EUR. Hinzu kommt ein Umsatzrückgang von 4,5 % auf 145,6 Mrd. EUR. Dennoch zeigt der Konzern Resilienz: Die liquiden Mittel blieben mit 31,4 Mrd. EUR stabil, gestützt durch konsequentes Working-Capital-Management. Die PKW-Sparte kämpft mit Margendruck. Hier liegt die Marge bei 8,1 %, während die Vans-Sparte mit 14,6 % Umsatzrendite überzeugt.
Bis 2027 plant Mercedes eine Kostensenkung um 10 %, u. a. durch Produktionsverlagerungen nach Ungarn, wo die Kosten 70 % unter deutschen Standorten liegen. Parallel wird die Modellpalette gestrafft: Fokus auf margenstarke Luxussegmente (Maybach, G-Klasse), während Einstiegsmodelle wie die A-Klasse auslaufen. Ab 2025 startet eine Produktoffensive mit elektrischen Neuheiten wie dem CLA und überarbeiteten Verbrennern. Schlüssel hierfür ist die modulare MMA-Plattform, die Elektro- und Hybridantriebe vereint – ein Schritt, um Skaleneffekte zu heben und die Zielmarge von über 10 % langfristig zurückzugewinnen.
Trotz eines Absatzrückgangs bei BEVs um 23 % 2024 hält Mercedes am Elektrifizierungskurs fest. Kritisch bleiben die hohen variablen Kosten, getrieben durch Batterierohstoffe und Softwareentwicklung. Abhilfe sollen Feststoffbatterien und eine lokalisierte Produktion in China schaffen, wo 60 % der BEV-Modelle bis 2025 lokal angepasst werden. Zudem setzt der Konzern auf Premium-EVs wie die EQS-Reihe, um sich von preisaggressiven Wettbewerbern abzugrenzen. Die Stuttgarter wollen Aktien für 5 Mrd. EUR zurückkaufen und haben eine Dividende von 4,30 EUR vorgeschlagen. Die Aktie hat nach den Zahlen nachgegeben und notiert derzeit bei 58,80 EUR.
Auch wenn BYD mit seiner Ankündigung seine Assistenzsysteme in allen Modellen zu verbauen für Furore gesorgt hat, so sind die deutschen Hersteller nicht unvorbereitet. Der europäische Massenhersteller Volkswagen will mit Tech-Partnerschaften seine KI-Lücke schließen und hat noch nicht allen Fahrzeugen seine Fahrassistenten spendiert. Derzeit ist es auch wichtiger wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Das Rohstoffunternehmen First Phosphate besitzt einen äußerst seltenen sehr reinen Rohstoff, der in der Elektromobilität und dem Stromspeichermarkt wichtig ist. Mit dem Aufbau einer vertikalen Batterieproduktion in Nordamerika ist man gut aufgestellt. Der Luxusbauer Mercedes-Benz setzt auf bestehende ADAS und exklusive Software-Abos sowie eine Straffung des Modellportfolios. Beim Fokus auf den Premiumsektor sind die ADAS bereits vorhanden.
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