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30.07.2025 | 05:30

Made in USA: Bayer in der Zoll Falle? Wie sieht es mit Argo Graphene Solutions und BASF aus?

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Bildquelle: pixabay.com

Der neue US-EU-Handelspakt reißt tiefe Gräben. Während viele europäische Exporte unter den 15 %-Zöllen stöhnen, entscheiden Ausnahmen und Standortstrategien über Sieger und Verlierer. Bayer und BASF stehen vor steigenden Kosten, doch ihre Innovationskraft bietet den Schlüssel zur Schadensbegrenzung. Argo Graphene Solutions hingegen ist dank seiner US-Tochtergesellschaft strategisch gepanzert und kann entspannt mit der Zoll Thematik umgehen. Wer jetzt die richtigen Hebel identifiziert, wandelt Handelsrisiken in Rendite um. Drei Unternehmen, drei Wege durch den Zoll-Dschungel. Wir sehen uns an, wie die Unternehmen mit der neuen Situation umgehen.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: Armin Schulz
ISIN: BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , ARGO GRAPHENE SOLUTIONS CORP | CA04021P1018 , BASF SE NA O.N. | DE000BASF111

Inhaltsverzeichnis:


    Bayer - im Zollsturm

    Die neuen US-Zölle von 15 % auf EU-Waren treffen Bayer spürbar, besonders Pharma- und Agrarchemieexporte aus Europa. Produkte, die in europäischen Werken gefertigt und in die USA geliefert werden, werden deutlich teurer. Das setzt Margen unter Druck und könnte die Wettbewerbsfähigkeit auf diesem Schlüsselmarkt schmälern. Lokal in Nordamerika hergestellte Ware bleibt verschont. Die Branche warnt vor erheblichen Belastungen, und für Bayer wächst der Anreiz, die Produktion näher an wichtige Absatzmärkte zu verlagern, um Zollfallen zu umgehen.

    Das Kerngeschäft mit Arzneimitteln bleibt Bayers Zugpferd. Neue Krebs- und Nierenmedikamente treiben das Wachstum an, während etablierte Blockbuster wie das Blutverdünner Xarelto unter Generikadruck leiden. Für 2025 wird ein leichter Umsatzrückgang erwartet. Die Pipeline birgt Hoffnung: Entscheidungen zu wichtigen Kandidaten, etwa einer höherdosierten Version des Augentherapeutikums Eylea in Europa, stehen an. Analysten sehen solide Leistung, aber weniger Überraschungspotenzial als früher.

    Im Agrargeschäft läuft eine radikale Transformation. Bayer peilt bis 2029 über 3,5 Mrd. Euro zusätzlichen Umsatz und eine EBITDA-Marge im mittleren 20 % Bereich an. Dafür wird die Produktion in Deutschland gestrafft. Frankfurt schließt, Dormagen und Knapsack konzentrieren sich auf innovative Produkte, während Standardwirkstoffe auslaufen, eine Antwort auf asiatische Billigkonkurrenz. Unter CEO Bill Anderson, dessen Vertrag zuletzt verlängert wurde, fokussiert Bayer auf 5 Prioritäten: Pharmainnovation, Profitabilität in der Landwirtschaft, Bürokratieabbau ("Dynamic Shared Ownership"), Schuldenreduktion und US-Rechtsrisiken. Der Zollschock kommt zur ungünstigen Zeit, unterstreicht aber die Dringlichkeit flexiblerer Produktionsnetzwerke. Die Aktie steht derzeit bei 28,76 EUR.

    Argo Graphene Solutions - Baustoff-Revolution mit Köpfchen

    Graphen gilt als eines der vielversprechendsten Nanomaterialien. Ein atomdünnes Kohlenstoffgitter, das bei extremer Leichtigkeit eine 100-fach höhere Zugfestigkeit als Stahl aufweist. Argo Graphene Solutions (ehemals Argo Living Soils) setzt gezielt auf dessen Integration in Beton und Asphalt. Ziel ist es, Bauwerke signifikant stabiler und erdbebensicherer zu machen sowie Materialvolumen zu reduzieren. Dies adressiert ein Kernproblem der Bauindustrie, die für rund 8 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist. Erste Studien belegen, dass graphenmodifizierte Baustoffe Druckfestigkeit um bis zu 30 % steigern und den Zementbedarf, eine Hauptemissionsquelle, deutlich senken können.

    Am 8. Juli eröffnete Argo ein Vertriebs- und Mischzentrum in Kenner, Louisiana. Der Standort nahe des Hafens von New Orleans bietet ideale logistische Voraussetzungen für den US-Markt. Entscheidend ist die Kooperation mit dem lokalen Bauunternehmen Landry Construction, die die Lagerung, das Mischen und den Vertrieb für den graphenangereicherten Beton und Asphalt übernimmt. Über die US-Tochtergesellschaft Argo Green Concrete Solutions agiert das Unternehmen zudem unabhängig von möglichen US-Zollbelastungen. Die Berufung von Bauveteran Wilbert J. Landry Jr., der über 40 Jahre Branchenerfahrung verfügt, in den Vorstand unterstreicht den Fokus auf operative Exzellenz und Markterschließung.

    Das Timing ist ideal. Laut einer G20-Studie sind bis 2040 jährlich 3,5 Billionen USD an Infrastrukturinvestitionen nötig. Gleichzeitig wächst der regulatorische Druck für nachhaltiges Bauen. Argo positioniert sich hier als Technologieanbieter in einem Milliardenmarkt mit einem klaren Unique Selling Point. Seine graphenoptimierten Materialien kombinieren höhere Leistung mit reduzierter CO2-Bilanz. Der globale Markt für nachhaltige Baustoffe könnte bis 2032 über 1 Billion USD anwachsen. Während die US-Expansion läuft arbeitet Argo parallel an der EU-Zertifizierung. Die kommende Phase der kommerziellen Skalierung wird entscheidend sein. Anfang April schoss die Aktie bis auf 1,02 CAD nach oben und konsolidiert seitdem. Aktuell notiert der Wert bei 0,77 CAD.

    BASF - zwischen Zolldruck und strategischem Gegensteuern

    Die neuen US-Zölle auf EU-Importe machen auch BASF zu schaffen. Mit einem Basissatz von 15 % für viele Chemieprodukte entsteht spürbarer Druck, besonders für spezialisierte Exporte aus Europa. Allerdings hat der Konzern vorgesorgt. Über 80 % seines US-Umsatzes stammen aus lokaler Produktion. Das schirmt BASF deutlich besser ab als viele rein exportorientierte DAX-Konzerne. Die direkten Auswirkungen bleiben daher überschaubar, wie das Unternehmen selbst betont. Die größere Unsicherheit liegt im indirekten Effekt, wie etwa einer generellen Delle im transatlantischen Handel oder komplexen Ausnahmeregelungen, die noch ausgehandelt werden.

    Das 2. Quartal unterstreicht die angespannte Lage. Der Umsatz sank auf 15,77 Mrd. EUR, was einem Minus von 2,1 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Hauptgründe waren ungünstige Wechselkurse und sinkende Verkaufspreise im Kerngeschäft. Positiv ist, das die abgesetzten Mengen anstiegen, angetrieben von Agricultural Solutions und Surface Technologies. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 1,77 Mrd. EUR leicht unter Vorjahr. Der Free Cashflow verbesserte sich auf 530 Mio. EUR, was ein Beleg für wirksame Kostendisziplin ist. Angesichts des anhaltenden Drucks, vor allem durch die Zölle und gebremstes globales Industriewachstum, senkte BASF die Jahresprognose für das EBITDA auf 7,3 - 7,7 Mrd. EUR.

    BASF reagiert nicht nur defensiv. Der Konzern treibt gezielt Initiativen voran, um Resilienz und Wachstum zu stärken. Ein globaler Rahmenvertrag mit Batterieriese CATL für Kathodenmaterialien unterstreicht den Fokus auf Zukunftstechnologien. Gleichzeitig wird das Electronic-Materials-Geschäft strategisch neu ausgerichtet, mit globaler Führung nun in Taiwan. Auch die Portfolioanpassungen laufen weiter. Nach dem Ausstieg aus dem Joint Ventures in Xinjiang sicherte sich BASF die Alleinkontrolle über Alsachimie. Damit stärkte der Konzern seine Polyamid-6.6-Sparte und seine europäische Basis. Die Botschaft ist klar - man investiert trotz Gegenwind in Schlüsselbereiche. Die Aktie ist momentan für 44,53 EUR zu haben.


    Der neue transatlantische Handelskonflikt testet die Resilienz europäischer Konzerne. Bayer kämpft mit spürbaren Margeneinbußen durch 15 % US-Zölle auf Pharma- und Agrarexporte, was die Dringlichkeit von Produktionsverlagerungen verstärkt. Argo Graphene Solutions ist hingegen dank seiner US-Tochter und seiner Vertriebskooperation in Louisiana geschützt und umgeht Zollrisiken elegant. BASF mildert die direkten Zollfolgen durch hohe lokale US-Produktion, steuert aber aktiv mit Portfolioanpassungen und Zukunftsinvestitionen gegen indirekte Handelsrisiken.


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    Der Autor

    Armin Schulz

    Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.

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