16.12.2025 | 05:10
Rheinmetall, Almonty Industries, Theon – Friedensgespräche eröffnen Chancen
Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine bewegt derzeit nicht nur die Politik, sondern auch die Börsen. Während in Berlin auf höchster Ebene über einen möglichen Friedensplan verhandelt wird, geraten Rüstungsaktien kurzfristig unter Druck. Anleger preisen ein Szenario ein, in dem die militärische Eskalation nachlässt. Doch der Blick über die tagesaktuellen Schlagzeilen hinaus zeigt ein anderes Bild. Unabhängig vom Ausgang des Ukraine-Gipfels steht Europa vor einer langfristigen sicherheitspolitischen Neuordnung, mit dauerhaft höheren Verteidigungsausgaben. Für die Rüstungsindustrie bedeutet das zwar kurzfristige Volatilität, mittel- bis langfristig jedoch attraktive Perspektiven für Investoren.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Stefan Feulner
ISIN:
RHEINMETALL AG | DE0007030009 , ALMONTY INDUSTRIES INC. | CA0203987072 , THEON INTERNATIONAL PLC | CY0200751713
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Stefan Feulner
Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.
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Rheinmetall – Korrektur überzogen?
Laut dem Sonderbeauftragten der US-Delegation, Steve Witkoff, seien in Bezug auf Frieden in der Ukraine „große Fortschritte“ erzielt worden. Infolge, der für alle positiven Meldung, gingen Rüstungsaktien in die Knie, allen voran das deutsche Aushängeschild Rheinmetall, das am Montag einen Tagesverlust von rund 3% auf 1.570 EUR erlitt. Nahe an diesem Niveau verläuft der 200er EMA. Sollte dieser nach unten gebrochen werden, läge die nächste breitere Unterstützung im Bereich von 1.400 EUR.
Langfristig gehen Analysten dagegen von weiter steigenden Notierungen bei den Düsseldorfern aus. Laut Bernstein notiert der Titel inzwischen „nahe einem Bärenmarkt“. Für Analyst Adrien Rabier ist das jedoch kein Warnsignal, sondern eine Chance. Er hob die Aktie von „Market-Perform“ auf „Outperform“ hoch. Die rund 20-prozentige Korrektur habe „ein außergewöhnliches Unternehmen mit einer normalen Bewertung“ hinterlassen, während der Markt inzwischen ein „übermäßig pessimistisches Szenario“ einpreise.
An den Fundamentaldaten habe sich jedoch wenig geändert, betont der Experte. Europas Staaten rüsten weiter auf, allen voran Deutschland. Nach Informationen aus Parlamentskreisen könnte der Haushaltsausschuss schon in der kommenden Woche Rüstungsaufträge im Volumen von 52 Mrd. EUR freigeben. „Deutschland will die stärkste Armee Europas aufbauen, und Rheinmetall dürfte den größten Teil dieser Chance für sich nutzen“, so der Bernstein-Analyst.
Auch Morgan Stanley führt Rheinmetall als Top-Pick im europäischen Verteidigungssektor und sieht ein Kurspotenzial von mehr als 50 % binnen 12 Monaten. Die Bank verweist auf eine saisonal starke Erholung im ersten Halbjahr und eine Bewertung, die trotz der Kursverdopplung seit Jahresbeginn nicht überzogen sei.
Strategisch arbeitet Rheinmetall zudem an einer stärkeren europäischen Positionierung. Laut Bloomberg prüft Konzernchef Armin Papperger eine engere Zusammenarbeit mit KNDS, um die fragmentierte Panzerindustrie zu konsolidieren.
Almonty Industries – Ohne Wolfram keine Aufrüstung
Ohne kritische Rohstoffe ist Aufrüstung kaum denkbar. Moderne Waffensysteme, Präzisionsmunition, Halbleiter und Raumfahrttechnik benötigen Metalle wie seltene Erden und vor allem Wolfram. Gerade bei diesem strategischen Rohstoff zeigt sich die Abhängigkeit des Westens von China besonders deutlich. Während viele Länder ihre Verteidigungsbudgets massiv erhöhen, wird die Versorgungssicherheit zum Engpass. In genau dieser Ausnahmesituation rückt Almonty Industries in den Fokus, das sich als westliche Alternative positioniert.
Der Wolframmarkt befindet sich in einer Phase tiefgreifender Umbrüche. China, bislang für über 80 Prozent der Weltproduktion verantwortlich, hat die Exporte zuletzt weiter eingeschränkt. Der Spotpreis ist inzwischen auf über 800 USD je MTU gestiegen, und Almonty-CEO Lewis Black hält sogar 1.000 USD für realistisch. Gleichzeitig geraten chinesische Minen zunehmend unter Druck, da staatliche Subventionen auslaufen und viele Anlagen technisch überholt sind.
Almonty profitiert von dieser Entwicklung gleich mehrfach. Mit Minen in Portugal, Südkorea und den USA wird das Unternehmen zum mit Abstand größten westlichen Wolframproduzenten. Besonders weit fortgeschritten ist das Sangdong-Projekt in Südkorea, das kurz vor der kommerziellen Produktion steht. Parallel dazu baut Almonty mit dem Gentung-Browns-Lake-Projekt in Montana seine Präsenz in den USA aus, ein Standort mit bestehenden Genehmigungen und Infrastruktur, der ab 2026 produzieren soll.
Für die Finanzierung hat Almonty zuletzt seine Kapitalbasis gestärkt. Die jüngste Kapitalerhöhung brachte einen dreistelligen Millionenbetrag ein, die Verwässerung blieb unter 10%. Die Mittel fließen in den Ausbau der Projekte in den USA, Portugal und Südkorea. Das Management sieht das Unternehmen damit voll finanziert.
Schon bei Wolframpreisen von rund 300 USD je MTU arbeitet Almonty profitabel. Analysten kalkulieren bislang mit deutlich niedrigeren Preisen, als sie aktuell am Markt erzielt werden. Cantor Fitzgerald sieht auf dieser Basis ein Kursziel von 10 USD. Sollte sich das höhere Preisniveau verfestigen, dürfte das nicht das letzte Wort sein.
Theon International – Historischer Auftrag
Selbst wenn der langersehnte Frieden in der Ukraine eintreten sollte, ein Ende der Zeitenwende sollte dieses Ereignis dennoch nicht einläuten. Die Aufrüstung in Europa dürfte in den nächsten Jahren ein neues Level erreichen. Neben den bekannten Anbietern wie Rheinmetall, Hensoldt & Co. profitieren auch Unternehmen abseits der bekannten Schwergewichte.
Theon International, Europas größter Anbieter von Nachtsichtgeräten, hat sich kürzlich den größten Einzelauftrag für Nachtsichtgeräte in der Geschichte der NATO in Europa gesichert. Die Organisation für Gemeinsame Rüstungskooperation (OCCAR) vergab einen Auftrag im Volumen von rund 1 Mrd. EUR zur Ausstattung der Streitkräfte in Deutschland und Belgien.
Das mit 2,3 Mrd. EUR bewertete zypriotische Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren eine führende Marktposition bei tragbarer Nachtsichttechnologie erarbeitet. Zum Portfolio zählen Ferngläser, Monokulare, Waffenvisiere sowie Fahrzeugmontagesysteme. Der neue Vertrag umfasst die Lieferung von rund 100.000 Nachtsichtgeräten. Die Auslieferung ist für den Zeitraum von 2026 bis 2030 geplant, mit den größten Volumina in den Jahren 2028 und 2029. Der gesamte Auftragsbestand inklusive Optionen steigt damit auf etwa 2,4 Mrd. EUR und sorgt für eine hohe Visibilität der Erlöse über mehrere Jahre.
Parallel sammelt Theon über eine Kapitalerhöhung rund 150 Mio. EUR ein, um sich mit 9,8% am französischen Sensorspezialisten Exosens zu beteiligen. Kurzfristig dürfte dies zwar leicht verwässernd wirken, strategisch stärkt es jedoch die technologische Basis. Die Analysten von Berenberg sehen Theon gut positioniert, um von steigenden Rüstungsausgaben und einem überdurchschnittlich wachsenden Markt für Verteidigungselektronik zu profitieren.
Die Politik sitzt am Verhandlungstisch und bespricht Eckdaten für einen nachhaltigen Frieden in der Ukraine, wodurch Rüstungsunternehmen mit Kursverlusten reagieren. Ein Ende der Aufrüstung dürfte jedoch eine Einigung kaum bewirken, wodurch Rheinmetall und Theon International langfristig profitieren sollten. Der Wolframproduzent Almonty Industries dürfte zu einem der Profiteure des Aufrüstungsbooms mutieren.
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