07.08.2024 | 07:20
Bayer, Medigene, BioNTech – welche Aktien sollte man nach dem Ausverkauf an den Börsen einsammeln?
Die jüngste Intervention der Bank of Japan zur Aufwertung des Yen hat den globalen Finanzmärkten Turbulenzen beschert. Durch den gezielten Verkauf von Dollars und den gleichzeitigen Kauf von Yen müssen viele Carry Trades rückabgewickelt werden. Diese starke Bewegung im USD/Yen-Kurs zwingt einige große Akteure, ihre Verlustpositionen zu decken und ihre profitablen Beteiligungen, insbesondere in großen Technologieunternehmen, zu verkaufen. Diese massiven Abverkäufe haben die Börsen belastet. Angesichts der Marktunsicherheiten stellt sich nun die Frage: Wo sollte man investieren? Der Gesundheitssektor bietet oft defensive Qualitäten. Daher werfen wir heute einen Blick auf drei vielversprechende Unternehmen aus diesem Bereich.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , MEDIGENE AG NA O.N. | DE000A1X3W00 , BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Bayer – mit gemischten Zahlen
Bayer hat jüngst positive Studienergebnisse zum Herzinsuffizienz-Medikament Finerenon (Kerendia) vorgelegt. Die Phase-3 Studie namens FINEARTS-HF erreichte ihren primären Endpunkt, indem sie eine signifikante Verringerung von Todesfällen und Hospitalisierungen bei Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz aufzeigte. Diese Ergebnisse sind laut Analysten wie Richard Vosser von JPMorgan entscheidend für Bayers mittelfristige Umsatzziele. Kerendia ist bereits in mehr als 90 Ländern zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung in Verbindung mit Typ-2-Diabetes zugelassen und könnte künftig jährlich bis zu drei Milliarden Euro Umsatz generieren.
Im 2. Quartal hat Bayer einen leichten Umsatzanstieg von 0,9 % auf 11,14 Mrd. EUR verzeichnet, während das bereinigte EBITDA um 16,5 % auf 2,1 Mrd. EUR fiel. Währungseffekte belasteten das Ergebnis, dennoch übertraf das EBITDA die Erwartungen einiger Analysten. Der operative Cash Flow stieg deutlich auf 2,41 Mrd. EUR, im Vergleich zu 484 Mio. EUR im Vorjahresquartal. Unabhängig von den Herausforderungen bestätigte Bayer seine Umsatzprognose für das gesamte Jahr 2024 und rechnet mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von bis zu 3 %. Trotz der Rückschläge im Agrarsegment bleibt Bayer optimistisch.
Der Konzern erwartet, dass die Pharmaceuticals-Sparte ein bereinigtes Umsatzwachstum von bis zu 3 % erreichen wird, während die Agrarsparte eher am unteren Ende der prognostizierten Bandbreite liegen dürfte. Positive Impulse kommen aus der erfolgreichen Entwicklung neuer Medikamente. Besonders Kerendia und Nubeqa, ein Prostatakrebs-Medikament, sollen zukünftig erhebliche Umsätze generieren. Diese Produkte helfen, Umsatzverluste durch auslaufende Patente anderer Medikamente wie Xarelto und Eylea zu kompensieren. Die Aktie hat sich im Crash gut gehalten und notiert bei 27,06 EUR.
Medigene – tolle Nachrichten von der FDA
Medigene AG, ein Vorreiter in der T-Zell-Rezeptor gesteuerten Therapie für die Behandlung von soliden Tumoren, hat sich durch wichtige Entwicklungen und strategische Partnerschaften in der Biotechnologie-Szene etabliert. Die gesamte Branche hat am 02. August einen bedeutenden Meilenstein gefeiert, als die FDA die erste TCR-T-Zelltherapie von Adaptimmune Therapeutics (AT) für solide Tumore zugelassen hat. Der Listenpreis für die Therapie von AT liegt bei 727.000 USD und ist damit teurer als die herkömmlichen CAR-T Zelltherapien. Dies markiert einen Wendepunkt für die gesamte Branche und festigt die Position von Medigene als Pionier im Bereich der Krebsbehandlung mit TCR-T Therapien in Deutschland. Nimmt man die CAR-T-Zelltherapie zum Vorbild, so gab es auch dort die 1. Zulassung durch die FDA in den USA und im Anschluss auch in Europa.
Geht man davon aus, dass es auch diesmal so laufen wird, erhöht sich das Potenzial der Partnerschaft mit BioNTech. Gemeinsam mit den Mainzern entwickelt Medigene optimierte T-Zell-Rezeptoren um sie gegen solide Tumore zum Einsatz zu bringen. Dr. Selwyn Ho, CEO der Medigene AG, kommentierte gegenüber |transkript.de: „Wir gratulieren dem Team von Adaptimmune zur FDA-Zulassung der ersten TCR-T-Therapie zur Behandlung eines soliden Tumors. Diese bestätigt das enorme Potential von TCR-gesteuerten und insbesondere TCR-T-Therapien, verbesserte Behandlungsergebnisse für Patienten zu erzielen, wie hier beim synovialen Sarkom.“ Ein weiterer Erfolg für Medigene ist die jüngste Patenterteilung in China für ihren T-Zell-Rezeptor, der gegen die bekannten Krebs-Testis-Antigene NY-ESO-1 und LAGE-1a gerichtet ist. Dieser Fortschritt stärkt das am weitesten fortgeschrittene unternehmenseigene TCR-T-Programm MDG1015, das auf die Behandlung von verschiedenen Krebsarten abzielt.
Aus Investorenperspektive profitiert Medigene von einem robusten und stetig wachsenden Patentportfolio, das bereits über 20 verschiedene Patentfamilien weltweit umfasst. Das Engagement des Unternehmens, neue Technologien zu entwickeln und bestehende Patente auf zusätzliche Rechtsgebiete auszuweiten, schafft eine sichere Grundlage für zukünftige Innovationen und Marktpotenziale. Diese sind durch die Zulassung der AT-Therapie deutlich gestiegen. Durch die stark gefallenen Märkte wurde die Aktie kurzfristig unter 1 EUR gedrückt. Aktuell kostet sie 1,09 EUR.
BioNTech – Quartalszahlen im Fokus
BioNTech hat am 30. Juli bekanntgegeben, dass die Kombinationstherapie BNT111 mit Regenerons Libtayo (cemiplimab) in einer Phase-2 Studie bei Melanom-Patienten signifikante Erfolge zeigte. Die Anwendung von BNT111, ein mRNA-basierter Impfstoff, zusammen mit dem Anti-PD-1-Therapeutikum cemiplimab führte zu einer statistisch signifikanten Verbesserung der Tumorreaktionen. Beide Medikamente zeigten allein bereits klinische Aktivität, aber die Kombination erzielte besonders vielversprechende Ergebnisse. Die Verträglichkeit der Kombination entsprach den Daten früherer Studien und wurde insgesamt gut vertragen. Die Studie BNT111-01 untersucht derzeit weiterführende Endpunkte.
Im 2. Quartal verzeichnete BioNTech einen Verlust von 3,36 EUR je Aktie, während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 23,3 % auf 128,7 Mio. EUR sank. Trotz dieser Rückgänge bleibt BioNTech optimistisch und bekräftigte die Umsatzprognose für das Gesamtjahr im Bereich von 2,5 bis 3,1 Mrd. EUR. Besonders bemerkenswert ist, dass das Unternehmen das Quartal mit soliden 18,5 Mrd. EUR in liquiden Mitteln abschloss. CEO Ugur Sahin betonte in der Ergebnispräsentation die Fortschritte im Onkologie-Bereich und die erfolgreichen Markteinführungen des neuen, variantenspezifischen COVID-19-Impfstoffs.
Für die kommenden Monate plant BioNTech, weitere wegweisende Daten zu sekundären Endpunkten der BNT111-Studie zu generieren. Zusätzlich fokussiert sich das Unternehmen auf den Ausbau seines Onkologie-Portfolios. Es sind mehrere neue Studien zur Kombinationstherapie in Vorbereitung, die in den nächsten 12 Monaten starten sollen. Die bevorstehenden Zulassungen und Markteinführungen der angepassten COVID-19-Impfstoffe werden ebenfalls als Schlüsselkomponenten für die erwartete Umsatzsteigerung angesehen. Die Investoren waren von den Zahlen nicht überzeugt und schickten die Aktie auf Talfahrt. Derzeit handelt der Wert bei 72,55 EUR.
Angesichts der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten und der unklaren Wirtschaftslage bleibt der Gesundheitssektor eine attraktive Option. Bayer zeigte sich stabil mit neuen vielversprechenden Medikamenten wie Finerenon und Nubeqa, obwohl ihr Agrarsegment schwächelt. Medigene profitiert von der FDA-Zulassung der ersten TCR-T-Therapie, was ihr eigenes Potenzial in der T-Zell-Therapie stärkt. BioNTech verzeichnete schwache Quartalszahlen, hofft jedoch auf zukünftige Erfolge mit ihrer vielfältigen Pipeline.
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