01.08.2025 | 06:00
Evotecs Turnaround, Veganz Groups Rekordjahr, Pumas Neustart: Ihr Profit-Fahrplan durch die Marktwende!
Deutschlands Aktienmarkt zeigt sich im Juli 2025 extrem polarisiert. Während manche Schwergewichte straucheln glänzen andere mit Rekorden. Diese Volatilität speist sich aus Zinsängsten, disruptiven Veränderungen und dem Druck zur Nachhaltigkeitstransformation. In diesem Umfeld bieten drei Titel faszinierende Kontraste: Ein Biotech-Pionier kämpft sich nach schmerzhaften Rückschlägen durch strategische Neuausrichtungen zurück. Ein veganer Lebensmittelhersteller feiert ein Rekordjahr mit explodierendem Kurs und neuem Profit. Ein Sportartikel-Riese hingegen steckt nach enttäuschenden Prognosen und Führungswechseln tief in der Neupositionierung. Entdecken Sie die Chancen und Risiken bei Evotec, Veganz und Puma.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809 , VEGANZ GROUP AG | DE000A3E5ED2 , PUMA SE | DE0006969603
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Evotec - strategischer Verkauf als Teil des Turnaround-Plans
Evotec treibt seine strategische Neuausrichtung konsequent voran. Der Hamburger Wirkstoffspezialist hat eine grundsätzliche Einigung zum Verkauf seines Biologics-Standorts Toulouse an den langjährigen Partner Sandoz erzielt. Für rund 300 Mio. USD in bar sowie künftige Lizenzerträge und Meilensteinzahlungen überträgt Evotec die moderne Produktionsplattform. Dieser Schritt reduziert die Kapitalbindung deutlich und passt zur angekündigten Fokussierung auf ein schlankeres, technologiebasiertes Geschäftsmodell. Für Evotec bedeutet der Deal nicht nur eine sofortige Liquiditätsspritze, sondern auch eine langfristige Einnahmequelle durch die vereinbarten Folgezahlungen.
Unter CEO Christian Wojczewski wird Evotec derzeit grundlegend umgekrempelt. Neben dem Toulouse-Verkauf wurden bereits andere Standorte geschlossen oder veräußert, darunter ein Werk in Halle Westfalen. Das Portfolio soll um etwa 30 % gestrafft werden, der Fokus liegt künftig auf hochwertigen Dienstleistungen in ausgewählten Therapiegebieten sowie dem Einsatz von KI und Automatisierung. Gleichzeitig wurde der Ausstieg aus dem Gentherapiegeschäft eingeleitet. Diese Maßnahmen zielen auf Kostensenkung und Effizienz, auch wenn kürzlich eine Umsatzprognose-Senkung für 2025 nötig war. Das EBITDA-Ziel hält das Unternehmen jedoch aufrecht.
Der Turnaround bei Evotec ist ein Marathon, kein Sprint. Die aktuelle Neuausrichtung, weniger eigene Produktion, mehr Technologie-Lizenzen und Dienstleistungen, scheint prinzipiell der richtige Weg zu sein, um aus den anhaltenden Verlusten zu kommen. Ob die extrem ambitionierte Zielmarke von über 20 % EBITDA-Marge bis 2028 realistisch ist, bleibt abzuwarten. Es erfordert nicht nur eine erfolgreiche Umsetzung der Sparpläne, sondern auch ein starkes Wachstum in den hochprofitablen neuen Geschäftsbereichen. Die Partnerschaft mit Sandoz und der Technologietransfer zeigen, dass Evotec wertvolles Know-how besitzt. Die Aktie ist momentan für 7,196 EUR zu haben.
Veganz Group - Mililk: Wie Trockentechnologie die Getränkebranche revolutioniert
Die Veganz Group vereinte zuletzt gleich 5 Geschäftsbereiche. Veganz sorgt für Snacks, Happy Cheeze ist auf veganen Käse spezialisiert, Peace on Earth bietet Fleischalternativen und OrbiFarm macht Indoor-Farming. Letzterer wurde Ende Juni für rund 30 Mio. EUR verkauft. Mit dem neuen Geschäftsbereich Mililk hat das Unternehmen mit seiner Mililk-Technologie ein echtes Gamechanger-Prinzip für den B2B-Markt entwickelt. Kern ist ein patentiertes 2D-Druckverfahren, das flüssige Produkte wie Milchalternativen in trockene Platten verwandelt. Diese Innovation bringt handfeste Vorteile: Bis zu 50 % geringere Produktionskosten, weniger Verpackungsmaterial, etwa 85 % weniger Gewicht und dadurch auch deutlich reduzierte CO2-Emissionen und letztlich bis zu 90 % Kosteneinsparungen durch optimierte Logistik- und Verpackungskosten. Die Haltbarkeit verlängert sich signifikant und das ganz ohne Kühlkette. Dazu wird Bio- und Barista-Qualität geliefert. Für Großabnehmer wie Gastronomieketten entsteht so ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Statt Endkunden zu bedienen, setzt das Unternehmen voll auf Multiplikatoren. Mit Partnern wie Develey dem McDonald’s- und Burger King Lieferanten und Jindilli Beverages in den USA, die unter anderem Starbucks beliefern, wird die Technologie in etablierte Vertriebsnetze eingespeist. In Europa sind bereits 6 Produktionsstandorte geplant, in den USA soll bis 2026 eine 60 Mio. Liter Anlage entstehen. Durch den Verkauf von OrbiFarm und die erfolgreiche Kapitalerhöhung um 7,1 Mio. EUR sind für den Produktionsausbau ausreichend Mittel verfügbar. Die neue Holdingstruktur mit ausgegliederter Mililk FoodTech GmbH schafft Transparenz und ermöglicht gezielte Investitionen. Der Fokus liegt klar auf Lizenzierung und Skalierung dieser Kerninnovation, denn hier winken große Wachstumschancen.
Die Technologie hat den Labortest längst hinter sich. Listungen im Handel, Kooperationen mit Molkereien und der US-Markteintritt beweisen die Praxistauglichkeit. Das eigene Maschinendesign und umfassende Patente schützen das Know-how. Mit der Ausgründung der Mililk FoodTech GmbH wird nun gezielt Kapital für Kapazitätsausbau eingeworben bei klarer Mehrheitskontrolle der Muttergesellschaft. Die jüngste vorläufige Halbjahresbilanz unterstreicht den Wachstumskurs. Ein EBITDA von 25,33 Mio. EUR zeigt, dass die Neuausrichtung wirkt. Im Vorjahr stand noch ein Minus von 4,26 Mio. EUR zu Buche. Der komplette Halbjahresbericht wird am 25. September vorgestellt. Seit Jahresanfang konnte die Aktie in der Spitze um mehr als 300 % zulegen und notiert aktuell bei 18,65 EUR.

Puma – korrigiert seine Erwartungen
Die Raubkatze zeigt Krallen, aber in die falsche Richtung. Pumas vorläufige Zahlen für das 2. Quartal enttäuschen deutlich. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 2 % auf 1,94 Mrd. EUR, durch massive Währungseffekte waren es real sogar 8,3 % weniger. Besonders hart traf es die Kernmärkte Nordamerika mit minus 9,1 %, Europa -3,9 % und China -3,9 %. Die Lichtblicke sind Lateinamerika mit 16,1 % Wachstum und der Direktvertrieb via E-Commerce, der kräftig zulegte. Während Schuhe leicht zulegten, brachen Textilien und Accessoires ein.
Die Margen leiden spürbar. Die Rohertragsmarge sackte um 0,7 Prozentpunkte auf 46,1 % ab, getrieben von Rabatten und ungünstigen Wechselkursen. Logistikoptimierungen und der wachsende Direktvertrieb konnten dies nur teilweise abfedern. Das bereinigte EBIT ohne Sondereffekte rutschte mit -13,2 Mio. EUR tief ins Minus. Hinzu kamen Einmalkosten von 84,6 Mio. EUR und ein hoher Steueraufwand, was zu einem Konzernverlust von 247 Mio. EUR führte. Die Lagerbestände stiegen währungsbereinigt besorgniserregend um 18,3 %.
Angesichts der anhaltenden Schwäche zieht Puma die Notbremse und korrigiert die Jahresprognose erheblich nach unten. Statt eines leichten Wachstums erwartet das Unternehmen jetzt einen währungsbereinigten Umsatzrückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Auch beim EBIT wird statt des erhofften Gewinns nun ein Verlust prognostiziert. Treiber sind neben der schwachen Nachfrage, den Währungsbelastungen und hohen Lagerbeständen vor allem die US-Zölle, die den Rohertrag 2025 um etwa 80 Mio. € drücken sollen. Als Reaktion werden die Investitionen um 50 Mio. EUR auf 250 Mio. EUR gekürzt und die Lagerreduktion forciert. Der neue Puma-Vorstandschef Arthur Hoeld hat viel zu tun. Die Aktie kostet derzeit 19,07 EUR.
Die Marktpolarisierung spiegelt sich exemplarisch in den drei Unternehmen wider. Evotec treibt seinen schmerzhaften, aber notwendigen Turnaround konsequent mit einer Portfoliostraffung, der Fokussierung auf Kerntechnologien und strategischen Verkäufen wie der Fabrik in Toulouse voran. Veganz glänzt mit seinem disruptiven Mililk-Verfahren, das durch massive Kostenvorteile und Nachhaltigkeitsgewinne das Fundament für skalierbares, profitables B2B-Wachstum legt. Puma steckt dagegen tief in der Krise, kämpft mit Nachfrageschwäche, Margendruck und Währungseffekten, was zur drastischen Prognosekorrektur und zum erwarteten Jahresverlust führte.
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