15.11.2024 | 05:55
First Hydrogen, BYD, Porsche Aktie - Zwei Newcomer fordern die alte Garde heraus
Deutschland etabliert sich als Vorreiter der Wasserstoffmobilität mit einem ambitionierten 9.700 km langen Wasserstoff-Netzwerk und 17 spezialisierten Wasserstoff-Zentren. Das Unternehmen First Hydrogen nutzt dieses Momentum und positioniert sich mit seinen praxiserprobten Nutzfahrzeugen genau zum richtigen Zeitpunkt auf dem deutschen Markt. Mit einer beeindruckenden Reichweite von 630 km pro Tankfüllung und erfolgreichen Flottenversuchen in UK kann First Hydrogen punkten. Parallel dazu entwickelt sich Ungarn zum strategischen Knotenpunkt der europäischen E-Mobilität. Mit der Ansiedlung von BYD und BMW sowie der 7,3-Milliarden-Euro-Investition des Batterieherstellers CATL entsteht hier ein bedeutendes Zentrum für Elektromobilität. Porsche, einst unangefochtener Stern am Automobilhimmel, verzeichnet einen Umsatzrückgang von 5,2 % auf 28,56 Mrd. EUR und kämpft mit einer sinkenden operativen Rendite. Besonders der wichtige chinesische Markt bereitet dem Stuttgarter Unternehmen Sorgen, wo die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr um ein Drittel eingebrochen sind…
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Juliane Zielonka
ISIN:
First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296 , PORSCHE AUTOM.HLDG VZO | DE000PAH0038 , PORSCHE AG | DE000PAG9113
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Juliane Zielonka
Die gebürtige Bielefelderin studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie. Das aufkommende Internet in den frühen 90ern führte sie von der Uni zu Ausbildungen in Grafik-Design und Marketingkommunikation. Nach Jahren der Agenturarbeit im Corporate Branding wechselte sie ins Publishing und lernte ihr redaktionelles Handwerk bei der Hubert Burda Media.
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First Hydrogen: Wasserstoffantrieb gewinnt global an Bedeutung – Saudi-Arabien und Europa setzen Signale
Die saudi-arabische Transportbehörde (TGA) hat mit der Einführung wasserstoffbetriebener Taxis ein deutliches Zeichen für die Zukunft der Mobilität gesetzt. Diese Initiative ist Teil einer umfassenden Strategie, die den Übergang zu nachhaltigen Transportlösungen beschleunigen soll. Parallel dazu kündigt BMW an, ab 2028 sein erstes wasserstoffbetriebenes Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das in Zusammenarbeit mit Toyota entwickelt wird.
First Hydrogen als Pionier in der Ausstattung von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen expandiert genau zur richtigen Zeit nach Europa. Die Vans von First Hydrogen sollen z. B. in Großstädten zur Verteilung von Lieferungen wie Amazon Pakete eingesetzt werden. Ziel ist für First Hydrogen der Deutsche Markt.
Die Planungen für ein 9.700 km langes Wasserstoff-Netzwerk in Deutschland und der Aufbau von 17 Wasserstoff-Zentren bieten dem Unternehmen beste Voraussetzungen. Zusätzlichen Rückenwind erhält das Vorhaben durch massive Förderungen: Die EU stellt 43 Mrd. EUR für Wasserstoffprojekte bereit, Deutschland beteiligt sich daran mit 4,6 Mrd. EUR.
First Hydrogen bringt wertvolle Erfahrungen aus UK mit, wo das Unternehmen bereits erfolgreich Praxistests mit Flottenbetreibern durchgeführt hat. Die Nutzfahrzeuge überzeugen dabei mit Reichweiten von über 630 km pro Tankfüllung – ein wichtiges Verkaufsargument für potenzielle Kunden. Mit diesem Know-how und der strategisch klugen Wahl Deutschlands als Ausgangspunkt für die Europa-Expansion, könnte First Hydrogen zu einem Schlüsselakteur in der aufstrebenden Wasserstoffwirtschaft werden.
BYD treibt Ungarns Wandel zum europäischen E-Auto-Zentrum voran
Die chinesische BYD und BMW setzen neue Maßstäbe in Ungarns Automobilindustrie: Beide Konzerne werden laut Reuters ihre neuen Werke in der zweiten Jahreshälfte 2025 in Betrieb nehmen. BMW wird in Debrecen produzieren, BYD wird in Szeged seine erste europäische Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge errichten. Das BYD-Werk, das mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet rund 500 Mio. EUR entsteht, wird auf einem 300 ha großen Industriegelände neben dem ELI-ALPS-Laserinstitut errichtet. Innovation gesellt sich zu Innovation. Der chinesische Autoriese, der kürzlich Tesla als weltgrößten E-Auto-Hersteller überholt hat, plant hier die komplette Fahrzeugproduktion – mit Ausnahme der Batterieherstellung.
Für Ungarn bedeutet diese Entwicklung einen wichtigen Schritt in seiner Strategie der "wirtschaftlichen Neutralität". Das Land positioniert sich damit als Drehscheibe für die europäische E-Mobilität, was durch weitere Großinvestitionen unterstrichen wird: Der chinesische Batteriehersteller CATL baut parallel ein 7,3-Mrd. EUR Werk in Debrecen. Die ungarische Regierung erwartet durch diese Investitionen einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung und prognostiziert für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 3,4 %.
Porsche kämpft mit schwierigem Marktumfeld – Analysten senken Kursziel
Die Stimmung bei Audi in Brüssel ist angespannt. Bei den Verhandlungen über einen Sozialplan für das von der Schließung bedrohte Audi-Werk kam es laut Reuters zu Ausschreitungen. Etwa 150 Personen, teilweise vermummt, drangen in die Verhandlungsräume ein und hinderten Teilnehmer am Verlassen des Saals. Die Polizei musste die Proteste, bei denen auch Feuerwerkskörper gezündet wurden, auflösen. Die Audi AG gehört seit den 60er Jahren zum Volkswagen-Konzern.
Die Unsicherheit im VW-Konzern wirkt sich auch auf die Porsche Automobil Holding SE aus. Das Analysehaus Warburg Research stufte die Aktie von "Buy" auf "Hold" herab und senkte das Kursziel deutlich von 60 auf 36 EUR. Als Grund nennt Analyst Fabio Hölscher einen möglichen Druck auf den Substanzwert (NAV) der Autoholding.
Der Substanzwert (Net Asset Value, NAV) ist der tatsächliche wirtschaftliche Wert der Porsche Automobil Holding SE, der sich hauptsächlich aus dem Wert ihrer Beteiligungen - insbesondere der 31,9%igen Beteiligung an der Volkswagen AG - zusammensetzt. Dieser Wert könnte unter Druck geraten, da die künftigen Dividendenzahlungen von VW aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Konzern unsicher sind.
Die Entwicklung bei der Porsche AG selbst zeigt sich durchwachsen. In den ersten neun Monaten 2024 verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 5,2 % auf 28,6 Mrd. EUR. Dieser Rückgang ist unter anderem auf die schwächere Performance im gesamten VW-Konzern zurückzuführen, zu dem eben auch das gebeutelte Audi-Werk in Brüssel gehört, dessen Betrieb Ende Februar 2025 eingestellt wird. Besonders die Absatzschwäche in Europa und China belastet sowohl VW als auch seine Tochtergesellschaften. Das operative Ergebnis sank im gleichen Zeitraum auf 4 Mrd. EUR, was einer operativen Umsatzrendite von 14,1 % entspricht.
First Hydrogen wählt einen optimalen Zeitpunkt für den Markteintritt in Deutschland, unterstützt durch massive EU-Förderungen und ein geplantes Wasserstoff-Netzwerk. Die erfolgreichen Tests in Großbritannien und die beeindruckende Reichweite der Nutzfahrzeuge von 630 km versprechen hervorragende Marktchancen, besonders im Lieferverkehr. Der chinesische Konzern BYD vollzieht mit seinem 500-Millionen-Euro-Werk in Ungarn eine strategisch kluge Expansion nach Europa. Als weltgrößter E-Auto-Hersteller nutzt BYD die entstehende Infrastruktur des ungarischen E-Auto-Zentrums und schafft sich damit eine starke Position für den europäischen Markt. Luxus-Automobilhersteller Porsche durchläuft aktuell eine schwierige Marktphase mit einem Umsatzrückgang von 5,2 % und sinkender Rendite. Die Herabstufung auf "Hold" und das reduzierte Kursziel von 36 EUR spiegeln die Konzernprobleme und Absatzschwäche in den Kernmärkten wider. Eine kurzfristige Erholung scheint unwahrscheinlich. Zwei Newcomer mit eigenen Strategien challengen die alte Garde. Schlanke Strukturen scheinen sich für Investoren zu rechnen.
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