22.10.2025 | 05:00
Hype und Tagesgeschäft – darauf kommt es jetzt an: European Lithium, BMW, Mercedes-Benz
Die Aktie von European Lithium sorgte zuletzt für Furore. Doch was steckt hinter der Vervielfachung binnen weniger Tage? Welche Rolle spielt das Unternehmen? Für die USA und auch für Europa? Wir ordnen die vielen Meldungen zu European Lithium ein und zeigen, wohin die Reise für das Unternehmen mittelfristig gehen kann - so viel scheint sicher. Ohne European Lithium sieht es für die Industrie dies- und jenseits des Atlantiks schlecht aus. Grund genug, Hintergründe zu beleuchten.
Lesezeit: ca. 3 Min.
|
Autor:
Nico Popp
ISIN:
EUROPEAN LITHIUM LTD | AU000000EUR7 , BAY.MOTOREN WERKE AG ST | DE0005190003 , MERCEDES-BENZ GROUP AG | DE0007100000 , BAY.MOTOREN WERKE VZO | DE0005190037
Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Nico Popp
In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys
Tag-Cloud
Aktien-Cloud
European Lithium: Kapitalspritze ohne Verwässerung - Seltene-Erden-Beteiligung bleibt
European Lithium sorgte zuletzt mit zwei Schlagzeilen für Aufsehen: Der Verkauf von 3,03 Mio. Aktien des Portfolio-Unternehmens und Seltene-Erden-Spezialisten Critical Metals brachte 77,29 Mio. AUD ein, ohne die Aktienbasis zu verwässern. Gleichzeitig startete das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm für bis zu 10 % der ausstehenden eigenen Papiere. CEO Tony Sage betonte, die Aktie sei „deutlich unterbewertet" und solle durch diesen Kursrückkauf „die Bewertungslücke schließen". Damit profitiert European Lithium vom zwischenzeitigen Interesse der USA an Critical Metals - und zwar in der bestmöglichen Weise. Man sichert sich Kapital, ohne die Aktienbasis zu verwässern. Hinzu kommt, dass European Lithium auch nach dem Geldregen noch immer rund 53 Mio. Aktien von Critical Metals im Portfolio hat. Hinzu kommt eine direkte Beteiligung im Umfang von 7,5 % am Tanbreez-Seltene-Erden-Projekt, das Critical Metals bewirtschaftet. Inzwischen hat die US-Regierung einen Einstieg beim Seltenen-Erden-Spezialisten zwar dementiert, doch scheint die Sache noch nicht vom Tisch zu sein. European Lithium kann mit den verbliebenen Beteiligungen bei gleichzeitigem Geldregen trotzdem zufrieden sein und sich auf seine Projekte fokussieren.
Wolfsberg-Lithium-Projekt mit einzigartigen Eckdaten
Kerngeschäft von European Lithium ist das Wolfsberg-Lithiumprojekt im Bundesland Kärnten in Österreich. Das Projekt gilt als riesig und geeignet, einen nennenswerten Beitrag zur Versorgung europäischer Batterie-Lieferketten zu leisten. Mit BMW besteht bereits eine Abnahmevereinbarung. Wenn Wolfsberg wie geplant 2027 in Produktion geht, dürfte die Mine schnell ausgelastet sein - vergleichbare Projekte gibt es in Europa aktuell nicht. Die Produktion aus Wolfsberg soll zunächst in Saudi-Arabien veredelt werden - dazu hat European Lithium ein Joint Venture gegründet, um von den niedrigen Energiekosten im Wüstenstaat zu profitieren. Anschließend kommt das raffinierte Lithium wieder zurück nach Europa, wo es in den verschiedenen geplanten Batteriefabriken in Mittel- und Osteuropa verarbeitet werden soll.
Dass BMW Lithium aus Wolfsberg abnehmen wird, gilt als nahezu sicher - schon 2023 sicherte sich das Unternehmen mit einer Vorauszahlung Zugriff. Hinzu kommen zahlreiche neue elektrische Modelle sowie die viel beachtete Neue-Klasse-Plattform, mit der BMW technologisch die Lücke zur asiatischen Konkurrenz schließen will. In elektrische Antriebe investiert auch Mercedes-Benz. Gleichzeitig sieht sich das Unternehmen nach eigenen Angaben dem „strukturellen Gegenwind" chinesischer Konkurrenten ausgesetzt - der Wind im internationalen Wettbewerb wird rauer. Gerade deutsche Premiummarken, deren Geschäft seit Jahren schwächelt, sind zum Handeln gezwungen. Unabhängigkeit von chinesischen Lieferketten ist dafür eine wichtige Voraussetzung.
China bei Batterie-Lieferketten weiter dominant
Globale Brancheneinschätzungen verdeutlichen das Dilemma, in dem BMW und Co. stecken: Derzeit dominiert China rund 80 % der weltweiten Lithiumhydroxid-Produktion sowie rund 75 % der gesamten Batteriefertigungskapazität. Westliche Regierungen reagieren zunehmend auf diese Abhängigkeit: Erst kürzlich vereinbarten etwa die USA und Australien milliardenschwere Investitionsprogramme für kritische Rohstoffe, um dieser Dominanz Chinas entgegenzuwirken. Auch Europa könnte seinen Bedarf weitgehend decken: Eine Studie der Lund University zeigt, dass bereits identifizierte Lithiumvorkommen in der EU das Importvolumen bis 2030 halbieren könnten. Würden EU-Staaten ihre Lithiumreserven konsequent fördern, wären rund 325.000 t Lithiumcarbonatäquivalent pro Jahr möglich. Allerdings ist es innerhalb der EU gar nicht so einfach, neue Minen zu erschließen: Die Internationale Energieagentur und Branchenkenner weisen auf langwierige Genehmigungen, einen hohen Kapitalbedarf und mitunter komplexe Umweltauflagen hin. Ein Vorteil für Wolfsberg: Das Projekt verzichtet komplett auf Chemikalieneinsatz im Bergbau, arbeitet emissionsarm und ist bereits genehmigt. Diese Nachhaltigkeits- und ESG-Qualitäten werden in Europa politisch gefördert und dürften dem Wolfsberg-Projekt sowie dem Betreiber European Lithium Rückenwind geben.
Chancen trotz Achterbahnfahrt - bei European Lithium scheint alles möglich
Die Aktie von European Lithium fährt nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen Achterbahn - auf Sicht von einem Monat ist der Wert um knapp 200 % im Plus, in der vergangenen Woche ging es um knapp 40 % nach unten. Angesichts der hohen Cashreserven, des verbliebenen Potenzials aus der Beteiligung in Grönland und der guten Perspektive für die Wolfsberg-Mine sollten Investoren die Aktie von European Lithium weiter auf dem Schirm haben. In der aktuellen Marktstimmung kann der Wert jederzeit wieder anziehen und durchstarten. Das operative Geschäft rund um Wolfsberg dient Anlegern als Absicherung nach unten. Trotzdem ist klar, dass die Aktie angesichts der hohen Volatilität als „heißes Eisen" gelten muss. Bei der Aktie von European Lithium erscheint aktuell alles möglich.

Interessenskonflikt
Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.
Die Apaton Finance GmbH ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.
Es besteht aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.
Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.
Risikohinweis
Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf www.inv3st.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.
Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.
Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.