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10.09.2025 | 05:00

Wasserstoff - neue Wege im Förder-Dickicht: ITM Power, NEL, First Hydrogen

  • Wasserstoff
  • EU
Bildquelle: KI

Europa hat ehrgeizige Ziele für die Wasserstoffwirtschaft, doch deren Umsetzung hakt oft an komplexen Regeln und Förderbürokratie. "Wir haben in Europa ehrgeizige Ziele, aber die Umsetzung stockt, weil wir uns in Detailregeln verlieren. Statt Investitionen auszulösen, schaffen wir Komplexität", kritisiert Jorgo Chatzimarkakis vom Verband Hydrogen Europe in einem Interview mit Telepolis. Noch immer würden viele Projekte auf Eis liegen, weil Genehmigungen oder Details zur Förderung unklar seien. Während große Energiekonzerne im Dickicht aus Bürokratie bestehen können, suchen agile Spezialisten Nischen. Wir beleuchten die Geschäftsmodelle von NEL, ITM Power und First Hydrogen.

Lesezeit: ca. 3 Min. | Autor: Nico Popp
ISIN: First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , ITM POWER PLC LS-_05 | GB00B0130H42 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235

Inhaltsverzeichnis:


    ITM Power: Mit offenem Visier ins Förder-Dickicht

    Aus der Not eine Tugend gemacht hat der britische Wasserstoff-Spezialist ITM Power. Das Unternehmen, das noch vor drei Jahren in einer tiefen Krise steckte, hat sich inzwischen zu einem gefragten Partner von Industrieunternehmen wie Linde, Yara, Deutsche Bahn oder Uniper gemausert, wenn es um die Installation von Elektrolyseuren geht. Statt auf Förderbescheide nur zu warten, sucht man bei ITM proaktiv nach Wegen, um Markthürden zu überwinden und Finanzierungen zu sichern. Auch beteiligt sich ITM-Power-CEO Dennis Schulz im Vorstand des Branchenverbands Hydrogen Europe, um die Wünsche der Wasserstoffwirtschaft in die Politik zu tragen. ITM setzt auf große Partnerschaften, Skalierung und Lerneffekte, die während der laufenden Auseinandersetzung mit Behörden entstehen. So wird das Unternehmen nach und nach für weitere Partner interessant. Noch immer schreibt ITM Power allerdings rote Zahlen. Analysten sehen das Unternehmen jedoch bereits im Turnaround.

    NEL: Schwache Zahlen trotz starker Partner

    Auf einen Turnaround hoffen Anleger auch bei der Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten NEL. Das Unternehmen galt schon vor Jahren als die europäische Wasserstoff-Hoffnung. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Zwar versuchen die Norweger, durch den Aufbau von Elektrolyseuren und Investitionen in Wasserstoff-Netze und Tankstellen Angebot und Nachfrage rund um Wasserstoff zusammenzubringen, doch wirkt der Markteinbruch der vergangenen Jahre noch immer nach. Im zweiten Quartal sanken die Umsätze von NEL um 40 % - Partnerschaften mit General Motors, Samsung Engineering oder Saipeh sprechen aber dafür, dass NEL wieder in die Spur kommen wird.

    First Hydrogen: Mit Fuhrpark-Lösungen nah am Kunden

    Nach dem Prinzip Hydrogen-as-a-Service versucht das kanadisch-britische Unternehmen First Hydrogen ganz nah bei den potenziellen Kunden zu sein. First Hydrogen stattet unter anderem Lieferfahrzeuge mit Brennstoffzellen aus und überzeugte potenzielle Kunden im Rahmen von Praxistests. Da das Unternehmen auch bei der Herstellung von grünem Wasserstoff aktiv ist und Lösungen zum Tanken bietet, sind vor allem große Fahrzeugflotten potenzielle Partner. Insgesamt nahmen 16 große Flottenbetreiber an den Testläufen teil. Die Resonanz der Praxistests war durchweg positiv.

    Um Kunden umfassende Lösungen zu bieten und technologieoffen zu agieren, evaluiert First Hydrogen auch den Einsatz kleiner Atomreaktoren. Diese sogenannte SMR-Technologie gilt weltweit als ein Hoffnungsträger. Selbst die EU stuft die Kernkraft als klimaneutrale Technologie ein. Die kleinen Kraftwerke gelten als sicherer als ihre großen Pendants und sollen dezentral eingesetzt werden können – beispielsweise in Industrieparks. Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff könnten SMRs dabei helfen, Dunkelflauten zu überbrücken. Gemeinsam mit der Universität von Alberta treibt First Hydrogen die Forschung rund um SMRs voran. Während die Forschung dazu noch einige Zeit dauern wird, sind die Pläne für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge von First Hydrogen bereits weiter – ab 2026 soll die erste Serie in Produktion gehen. Ab 2028 soll gar eine nächste Fahrzeuggeneration mit einer Reichweite von bis zu 1.000 km folgen.

    First Hydrogen und die Mini-Reaktoren

    Es scheint, als würden die Karten bei Unternehmen aus dem Wasserstoff-Sektor aktuell neu gemischt: Ehemalige Platzhirsche wie NEL stoßen an ihre Grenzen. Dennoch profitieren viele etablierte Unternehmen von bestehenden Kundenbindungen und ihrer starken Marke. Kunden letztlich überzeugen dürften jedoch eher Lösungen, die sich nahtlos in bestehende Strukturen einfügen. Der Hydrogen-as-a-Service-Ansatz von First Hydrogen könnte für große Flottenbetreiber genau die richtige Lösung sein. Hinzu kommt, dass sich First Hydrogen mit seinem Einsatz für Mini-Reaktoren (SMR) technologieoffen zeigt – wenngleich das Thema in Deutschland noch immer skeptisch beäugt wird. Seit März 2025 ist First Hydrogen auch mit einer Niederlassung in Deutschland vertreten, um den deutschen Markt zu erschließen. Gelingt es dem Unternehmen die regulatorischen Hürden zu meistern, bietet Deutschland als Land der Mittelständler gute Chancen, um potenzielle Kunden zu erreichen.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    Nico Popp

    In Süddeutschland zuhause, begleitet der leidenschaftliche Börsianer die Kapitalmärkte seit rund zwanzig Jahren. Mit einem Faible für kleinere Unternehmen ausgestattet, ist er ständig auf der Suche nach spannenden Investmentstorys

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